Gemeinsam gegen Covid 19

 

Da es dort draussen immer mehr Verschwörungstheoretiker und Menschen gibt die Covid 19 nicht ernst nehmen bzw. sogar leugnen möchten wir als Podcast uns auch für etwas mehr Aufklärung einsetzen und Stellung beziehen.

Aus diesem Grund veröffentlichen wir hier einen, wie wir finden, sehr guten Text von Marius zum Thema Covid 19.

Viel Spass beim Lesen, wir freuen uns wie immer über Feedback und eure Meinungen dazu.

Bleibt gesund!

 

Euer Fasttrack-Team

 

Auf Social Media geht es wild zu und her - nicht nur seit Corona. Es wäre fast schon amüsant, wie neuerdings auch Frau Meier von gegenüber "ihre eigenen Nachforschungen" macht und sich nicht mehr auf die sogenannten "Experten" verlassen will. Leider kommen dann diese Informationen oft von alternativen Plattformen à la KenFM oder angeblichen "Experten", die vom "Mainstream" und der "Lügenpresse" böswillig ignoriert werden, aber als einzige zu verstanden haben glauben, worum es WIRKLICH geht. Diese Menschen sehen wir dann in wackligen Youtube-Videos, wo sie gegen die Regierung, das Maskentragen oder die unmittelbar bevorstehenden Zwangsimpfungen wettern. Neben ganz offensichtlich falschen und absurden Argumenten hört man dabei aber immer wieder Punkte, die für Laien durchaus Sinn machen - und trotzdem nicht der wissenschaftlichen Realität entsprechen. Gerade auf Facebook habe ich mich irgendwann entschieden, auf Beiträge von Menschen, die ich im echten Leben kenne, zu antworten. Gewisse Dinge kann man so einfach nicht stehen lassen. Ich habe jeweils das Gefühl, etwas zu einer faktenbasierten, vernünftigen Diskussion beitragen zu können und in einem gewissen Masse eine "Expertenmeinung" einzubringen - gestützt auf Medizinstudium, Facharztausbildung und aktuell tägliche Arbeit mit COVID-Patienten auf der Intensivstation. Sebastian meinte, die Beiträge könnten auch für unser Publikum interessant sein - vielleicht ergibt sich ja auch die eine oder andere konstruktive Diskussion.

 

Thema 1: Sterben AN oder MIT Corona?

Immer wieder wird von Kritikern die Diskrepanz zwischen "an" Corona und "mit" Corona verstorbenen Patienten ins Feld geführt. In den sozialen Medien liest man immer wieder Dinge in der Art von "meine Schwägerin hat eine Cousine, die arbeitet in einem Kantonsspital und die hat berichtet, dass Angehörigen Fr. 5000.- geboten wurden, wenn sie ihr verstorbenes Familienmitglied als Corona-Toten deklarieren würden". Wie immer sind diese absurden Phrasen frei von jeglicher Quellenangabe oder sonstiger Nachprüfbarkeit. Ihre Absicht ist klar. Die Verschwörungstheoretiker wollen den Eindruck erzeugen, dass die Todeszahlen von irgendwelchen dunklen Mächten künstlich hoch gehalten werden, um bestimmte Ziele zu erreichen: Panik in der Bevölkerung, Vorbereitung einer Massenimpfung, die Weltherrschaft. Gegen diesen Grad an Wirrheit kann man schlecht argumentieren. Personen, die so argumentieren, sind leichter auch weitgehend resistent gegen eine faktenbasierte Diskussion.

 

Eine andere von den "Kritikern" aufgeworfene Frage ist aber tatsächlich sehr spannend: Stellen wir uns vor, ein Patient wird mit Symptomen eines Schlaganfalls ins Spital gebracht. Zusätzlich hat er vielleicht etwas Fieber oder Husten, aber sicherlich keine starke Atemnot. Fast zufällig wird ein COVID-Abstrich gemacht - und der fällt positiv aus. Im weiteren Verlauf verstirbt der Patient an den Folgen des schweren Schlaganfalls. Ist der Patient nun ein COVID-Toter oder nicht? Eher nicht, würden wir sagen. Er hatte ja nur die Symptome des Schlaganfalls. Die positive COVID-PCR bestätigt ja nur, dass Virus-DNA auf seinen Schleimhäuten war, nicht dass er aktiv am Virus erkrankt war, oder?

 

In vielen Fällen (wahrscheinlich der absoluten Mehrzahl) ist diese Diskussion völlig unnötig; diese Patienten haben als Leitsymptom Atemnot, Husten und kommen ins Spital, werden positiv auf COVID getestet und entweder bleiben sie ambulant, weil der Allgemeinzustand das erlaubt, oder aber sie werden hospitalisiert zur Therapie mit Sauerstoff und so weiter. Die meisten genesen auf der Normalstation, manchen aber geht es rapide schlechter; sie entwickeln das mittlerweile bestens bekannte COVID-ARDS (Lungenversagen), werden vielleicht noch intensivmedizinisch betreut und ein Teil dieser Patienten stirbt leider in der Folge. Zweifellos sind das nun Corona-Tote, oder?

 

Woran sterben diese Patienten denn aber KONKRET? Ähnlich wie niemand medizinisch gesehen an "Altersschwäche" stirbt, sondern an Herzversagen, Nierenversagen, einem Schlaganfall oder ähnlichem, so sterben die COVID-Patienten auch nicht einfach an der Anwesenheit des Virus.

 

Grund für die meisten Komplikationen und Todesfälle bei COVID ist nicht das Virus selbst, sondern eine fehlgeleitete, überwältigende Entzündungsreaktion des Körpers auf die Infektion. COVID greift am eindrücklichsten das Lungengewebe an; aber auch Gefässe, Nervensystem (und sogar die Spermienproduktion..!) werden in Mitleidenschaft gezogen.  Die Autopsien der ersten Corona-Toten zeigten, dass die Patienten als direkte Todesursache oft massive Blutgerinnsel hatten - Lungenembolien, Schlaganfälle und Herzinfarkte. In der Folge hat man begonnen, eine Thromboseprophylaxe bei allen hospitalisierten COVID-Patienten durchzuführen. Mittlerweile ist man so weit, dass bei den Corona-Patienten auf der Intensivstation sogar eine therapeutische Antikoagulation durchgeführt wird, um das Risiko von Gerinnungskomplikationen so tief wie möglich zu halten.  Und siehe da - die Sterblichkeit sinkt. Das ist Wissenschaft, hautnah.

 

Aber eben, all diese Patienten sind nicht am Virus "selbst" gestorben. Vielleicht hätten diese Patienten alle zufälligerweise auch ohne Coronavirus morgen oder in zehn Jahren eine Lungenembolie erlitten, klar. Genau solche Zusammenhänge untersucht eben die Wissenschaft. Die breite Bevölkerung hat dies noch nie so hautnah erlebt, wie bei COVID. Zur Wissenschaft gehört das Aufstellen von Hypothesen, das Prüfen, das Widerlegen, die Auseinandersetzung mit abweichenden Meinungen - alles mit dem Ziel, der Wahrheit ein Stück weiter zu kommen und immer im Wissen darum, dass Irrtum immer ein Teil der Rechnung bleibt (wenn auch ein möglichst kleiner). KEIN seriöser Wissenschaftler masst sich an, seine Resultate für 100% richtig zu halten, denn diese absolute Sicherheit gibt es in der Wissenschaft nicht. 100% sicher sind sich nur die Quacksalber und Verschwörungstheoretiker.

 

Doch zurück zu den mit oder an COVID Verstorbenen: Wir haben also ein Virus, das über die Entzündungsreaktion verschiedene Organsysteme angreift, insbesondere das Gerinnungs-Gleichgewicht. Das wissen wir. Und nun haben wir viele Menschen, die einerseits Virusfragmente nachweisbar haben auf ihren Schleimhäuten und dann auch noch an einer der bekannten Komplikationen des Virusinfektes sterben. Aktuell deutet alles darauf hin, dass diese beiden Dinge etwas miteinander zu tun haben. Die Wissenschaft arbeitet am Nachweis, aber das ist aktuell eigentlich gar nicht prioritär. Wir wissen: Das Virus bringt verschiedene Organsysteme durcheinander. Es provoziert indirekt Embolien und andere Gerinnungsstörungen. Leute mit dem Virus in sich sterben nicht nur am Lungenversagen, sondern an Embolien. Entsprechend sind auch diese Patienten AN und nicht MIT Corona gestorben. Die "Kritiker" mit ihrem gefählichen Halbwissen verstehen in der Regel nicht einmal die Basics davon, was das Virus konkret mit dem Körper macht. Damit steht ihnen auch die Hoheit über die Interpretation nicht zu, wer nun an was genau gestorben ist.

 

Für die "Experten" ist dieser Punkt im Moment nicht der wichtigste: Die Intensivstationen füllen sich mit Menschen, die noch nicht sterben wollen. Unsere Aufgabe als ÄrztInnnen und Pflegende ist es, aufgrund der aktuellsten Erkenntnisse die beste und sicherste Therapie anzubieten. Die "Kritiker" führen gleichzeitig Teile der Bevölkerung in ein absurdes Aluhut-Universum und letzten Endes in Situationen, wo sich die Ansteckungsgefahr erhöht und damit auch die Gefahr, dass WIR am Ende bei diesen Leuten am Bett stehen und versuchen müssen, ihre Lungen irgendwie am Leben zu erhalten. Darum ist es mir nicht egal, wenn ich solche Beiträge auf Facebook lese. Und darum sollten wir alle in unserem Umfeld etwas gegen unfundiertes Geschwätz unternehmen.

 

 

Merci!

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Kommentare: 1
  • #1

    Martina Wahli (Freitag, 30 Oktober 2020 08:06)

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